Es war ein langer und manchmal auch steiniger Weg vom „Theater im Pub“, gegründet im Jahre 1994, bis zum heutigen Stadttheater Bruneck. Mit über 180 Aufführungen und Veranstaltungen im Jahr gehört das Stadttheater mittlerweile zu einer der größten und renommiertesten Bühnen Südtirols. Eigenproduktionen, Koproduktionen, Gastspiele, Theatertourneen, Theaterschule – das Stadttheater hat ein finanziell und ressourcenmäßig aufwendiges Jahrespensum zu bewältigen. 

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Theatermacher Klaus Gasperi mit Team             

Seit nunmehr zwanzig Jahren leistet das Stadttheater Bruneck einen wertvollen Beitrag zum Brunecker Kulturgeschehen. Auch wenn es sich in erster Linie als „Theaterproduzent“ versteht, würde eine bloße Reduktion darauf dem vielfältigen Tätigkeitsprogramm nicht gerecht werden. Mit Jazzkonzerten, Kabarettabenden, Filmvorführungen, Lesungen und Talkshows bedient das professionell geführte Theater die unterschiedlichsten kulturellen Genres.

Es gilt also viele Aufgaben zu erledigen, die sich ein festangestelltes zehnköpfiges Team aufteilt. „Viele glauben immer noch, so etwas wäre im Alleingang zu schaffen“, sagt Theaterdirektor Klaus Gasperi verwundert und auch ein wenig verärgert. Dabei bedarf es, abgesehen von seinen Mitarbeitern in der Organisation, Verwaltung und Technik, zusätzlich der Regisseure und Ausstatter, Schauspieler auf „Zeit“ und natürlich der Dozenten für die Europäische Theaterschule. Alles in allem sind jährlich an die 130 „Theaterleute“ auf und hinter der Bühne tätig.

Illustre Gastschauspieler

Unter diesen findet sich bisweilen, was Rang und Namen hat. Ob Traumschiffdoktor Nick Wilder und seine Ehefrau, die gebürtige Südtiroler Schauspielerin Christine Mayr Mayn, die Kammerschauspielerin Julia Gschnitzer, der österreichische Filmstar Maria Hofstätter oder Kabarettisten wie Robert „Kaiser Robert Heinrich I.“ Palfrader, Florian Scheuba, Joesi Prokopetz, und Alfred Dorfer - dem Charme des Brunecker Stadttheaters erliegt so manche Berühmtheit immer wieder gerne. Auch wenn er sich mit großen Namen schmücken kann, betont der Theaterdirektor stets, dass ihm die Zusammenarbeit mit etablierten  Laienschauspielern ebenfalls am Herzen liege und das Stadttheater die Tätigkeiten und Initiativen der Amateur-Theatergruppen mit gezielten Fortbildungskursen, kostenlos zugänglichen Infrastrukturen und Geräteverleih gerne fördere.

Eigenproduktionen

Das Kernstück des Stadttheaters Bruneck sind aber nach wie vor die Eigenproduktionen. Pro Spielzeit stehen davon zwischen acht und zehn auf dem Spielplan. Vorrangig mit Profi-Schauspielern besetzt, werden die Produktionen im Schnitt in sechs Wochen erarbeitet und anschließend an die zehn Mal im Stadttheater aufgeführt. Viele dieser Produktionen werden zu Gastspielen an bedeutenden Theatern des deutschsprachigen Auslandes und von den größeren Theaterhäusern in Südtirol eingeladen. Das Tiroler Landestheater Innsbruck, das Landestheater Salzburg, das Theater Akzent in Wien, das Waldviertler Hoftheater, die Tiroler Volksschauspiele in Telfs, die Sophiensäle in Berlin oder das Volkstheater Bautzen sind nur einige der Bühnen, auf denen die Brunecker Produktionen vom Publikum und von den Medien vielfach hochgelobt wurden.

Mit vielen dieser etablierten Theater verbindet das Stadttheater Bruneck in der Zwischenzeit eine echte Freundschaft, die sich in zahlreichen Koproduktionen niederschlägt. Das jüngste Projekt ist die Beteiligung an der Internationalen Europäischen Minderheiten-Theater-Produktion „Odyssee“. Das Thema „Minderheiten“ ist mittlerweile Chefsache. Gemeinsam mit anderen Kollegen in ganz Europa engagiert sich Klaus Gasperi bereits seit einigen Jahren für einen kulturellen Brückenschlag zwischen verschiedensten Minderheiten.

Sorgenkinder

Eingebunden in die länderübergreifende Produktion sind die Studenten der Europäischen Theaterschule Bruneck. Die Ausbildung junger Talente ist nicht nur Gasperis liebstes Baby, sondern auch sein Sorgenkind. „Unsere Schule genießt unter sämtlichen Fachleuten einen außerordentlich guten Ruf“, sagt der Theaterchef nicht ohne Stolz. Eine Erfolgsgeschichte, die nach Jahren kontinuierlicher und hochprofessioneller Aufbauarbeit nun Früchte trägt und von Theater- und Filmgrößen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum genutzt, unterstützt und gefördert wird. Entgegen der gängigen Situation in der Branche können die aktuellen und ehemaligen Studenten der Europäischen Theaterschule auf zahlreiche Job-Angebote zählen. Nicht nur in- und ausländische Theater sowie Fernseh- und Filmproduktionen, sondern auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen, das Amt für Jugendarbeit, die Kinder- und Jugendanwaltschaft oder Tourismus- und Wirtschaftsorganisationen greifen immer wieder auf die Theaterstudenten aus Bruneck zurück. Das Problem ist nach wie vor das leidige Thema der Finanzierung. Auf das Schlagwort „ESF-Amt“ und den damit verbundenen stillgelegten Geldfluss ist der Theaterdirektor nach wie vor nicht gut zu sprechen.

Ebenso wenig wie auf die Positionierung des „Kindertheaters“ - ein weiteres Thema, bei dem Klaus Gasperi manchmal die Hutschnur hochgeht. Dem Stadttheater Bruneck seien Aufführungen für und mit Kindern äußerst wichtig, „denn auch Kinder haben das Recht auf hochwertige Theateraufführungen“, erklärt er seinen Anspruch, gerade den jungen Zuschauern ein altersgerechtes und pädagogisch wertvolles Theater anzubieten und verweist auf die mittlerweile legendären und überaus gut besuchten Aufführungen der Weihnachtsmärchen. Und dazu braucht es in seinen Augen vor allem qualifizierte Theaterleute, ausgebildete Pädagogen und ein hochmotiviertes, professionelles Theaterteam. Kurzum: das Stadttheater Bruneck eben!

Zwanzig Jahre Stadttheater Bruneck - der Publikumserfolg und bis zu 18.000 Zuschauer pro Spielzeit sprechen letztendlich für sich und entschädigen selbst einen Klaus Gasperi für so manchen Ärger.          

Judith Steinmair

 

 

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