Bitte etwas mehr Hausverstand

 

  

Am Osterwochenende mussten die Einsatzkräfte gleich drei Mal auf den Pragser Wildsee ausrücken, um eingebrochene Touristen aus den eisigen Fluten des Bergsees zu retten. Das erste Mal schrillten um kurz nach elf Uhr am Ostersonntag die Alarmsirenen. Eine Familie aus Mailand war mit einem Hund auf dem nur mehr teilweise zugefrorenen See unterwegs. Trotz Warnschilder und eintretendem Wasser auf der knackenden Eisfläche! Es kam wie es kommen musste: Die Frau brach ein – ihre Begleiter wollten sie retten und brachen in der Folge ebenfalls ein. Am Ende wurde das unvorsichtige Trio von Feuerwehrleuten, Wasserrettern und Bergrettern aus dem eiskalten Wasser gezogen. 

 

Nur drei Stunden später dann dasselbe Bild: Wiederum glaubten drei italienische Urlauber es dem heiligen Jesus in spätösterlicher Manier gleichtun zu müssen und wollten über das Wasser bzw. das Eis schweben. Exakt an derselben Stelle am West-Ufer des Sees brachen sie schließlich durch das dünne Eis. Und dies obwohl die Bruchstellen vom vormittäglichen Einsatz noch deutlich sichtbar waren. Wiederum rückten die Retter aus und zogen die Unvorsichtigen aus dem Wasser. Und wiederum schob der Schutzengel gleich mehrere Ehrenrunden über dem Pragser Wildsee. 

 

Doch wer glaubt, dass damit die Spitze der menschlichen Blödheit erreicht worden wäre, der irrt gewaltig. Denn am nächsten Tag – es war der Ostermontag – ging es munter weiter. Kurz vor Mittag heulten abermals die Sirenen und wiederum musste ein Großaufgebot an Zivilschutz- und Rettungseinheiten ausrücken. Zuerst brach eine dreiköpfige Urlauberfamilie durch die dünne Eisdecke. Die zwei „Erwachsenen“ hatten sogar einen wenige Monate alten Säugling dabei. Dann wollte ein Passant helfen und brach ebenfalls ein. In einer hochdramatischen Rettungsaktion mussten die Menschen dem sicheren Tod entrissen werden. Eine Rettung war aber nur mehr über Hubschrauber möglich, da das Eis an dieser Stelle absolut keine Tragfähigkeit mehr hatte. Am Ende mussten acht Personen – darunter das schwer verletzte Kleinkind, zwei mittelschwer Verletzte und fünf Leichtverletzte in die Krankenhäuser von Bruneck, Innichen und Innsbruck eingeliefert werden. 

 

Soweit die nackten Zahlen der Chronik. Zu erwähnen ist aber auch, dass die Einsatzkräfte im Laufe der Osterfeiertage gleich Hunderte von unverbesserlichen Zeitgenossen vom – wie gesagt: nur teilweise – zugefrorenen Pragser Wildsee heruntergeschickt haben. Dabei wurden sie zum Teil sogar blöd angemacht, gefilmt und sogar beschimpft. Keine Spur von Verantwortungsbewusstsein und Gespür für die Gefahr für sich und andere. Es besteht offenbar eine Diskrepanz zwischen selbst auferlegten Freiheitsgelüsten und persönlichem Verantwortungsbewusstsein. Dafür aber braucht es eine gesundere Portion Hausverstand! Das wiegt weit mehr, als Schilder und Verordnungen und ist aber im Sinne des menschlichen Zusammenlebens schlicht die Basis!

 

             

Ihr Reinhard Weger

 

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