Unser Wald - unser Verhalten

  

Für die aktuelle PZ-Ausgabe hätte es einige wichtige Themen gegeben, die an dieser Stelle vertieft hätten werden können. Am Ende fiel die Wahl auf die aktuelle Entwicklung in unseren Wäldern, die derzeit eine gewaltige Transformation erfahren. Unsere Bauern und Waldbesitzer haben in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten dafür gesorgt, dass sich ein stattlicher Schutz- und Naturwald heranbilden konnte. Der Wald prägt unser schönes Pustertal, das liebevoll als „Grünes Tal“ gepriesen wird. Dieser Begriff hat sogar den Einzug in viele Werbeprospekte gefunden. 

 

Doch Wetterkatastrophen, der Klimawandel und ein massiver Befall durch Borkenkäfer haben dazu geführt, dass unsere schönen Wälder leiden. Die Bäume sterben massenhaft ab und ganze Waldstriche werden braun. Dabei soll das erst der Anfang sein. Eines lässt sich aber schon jetzt sagen: Die Situation ist dramatisch! Dem Wald geht es heute wohl schlechter als in den Achtzigerjahren, als die Meldungen über den „sauren Regen“ samt Waldsterben die Menschen aufschreckten. Die massive Ausbreitung des Borkenkäfers samt den entsprechenden Auswirkungen trifft aber sowohl die Öffentlichkeit als auch unsere Wälder völlig unvorbereitet. Die warme und trockene Witterung im Jahr 2022 hat die Ausbreitung des Borkenkäfers darüber hinaus weiter begünstigt. Es wird sogar befürchtet, dass sich die exponentielle Verbreitung der Schädlinge fortsetzen wird. Laut ersten groben Schätzungen ist im Einzugsgebiet des Forstinspektorates Bruneck heuer mit rund einer Million Kubikmeter Schadholz zu rechnen. Zum Vergleich: der jährliche Hiebsatz in ganz Südtirol beträgt knapp 700.000 Kubikmeter. Daran lassen sich die Größenordnungen ermessen.

 

Stefan Schwingshackl von der Forststation in Bruneck, stellt im Titelthema dann auch die Frage, was uns der Wald generell bedeutet. Nicht nur in monetärer und wirtschaftlicher Hinsicht, sondern vor allem als Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten, als Sauerstoff-Spender, als Wasserregulator und als Erholungs- sowie Rückzugsort für die Menschen. Der Wald schützt uns Menschen und viele Infrastrukturen zudem vor Lawinen, Steinschlag und Erosion. Im Forstinspektorat Bruneck ist eine Fläche von 55.600 Hektar bewaldet, davon ist der größte Teil - immerhin 60 Prozent - als Schutzwald ausgewiesen. Das zu erwartende flächige Absterben von Fichtenwäldern führt vor allem in diesen Gebieten zu einem weiteren Sicherheitsproblem für darunterliegende Infrastrukturen. Das wird uns noch für viele Jahre lang beschäftigen. 

 

Wir müssen uns also bewusst werden, dass es höchst an der Zeit ist, unser Verhalten zu ändern. Denn es sind letztlich wir alle, die den Klimawandel durch unser tägliches Tun bzw. Nicht-Tun aktiv befeuern.    

 

                  

Ihr Reinhard Weger

 

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