Problemfeld Fachkräftemangel

  

Die Problematik ist schon älter, wirkt sich jetzt aber mit voller Wucht aus. Die Rede geht vom Fachkräftemangel generell und bei den Sozialberufen im Besonderen. Es fehlt an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in fast allen Arbeitssektoren. Im Pustertal ist die Situation mittlerweile sehr angespannt und die Folgen verheerend. Das führt dazu, dass wichtige Dienstleistungen überhaupt nicht mehr oder nur mehr in gekürzter Form angeboten werden können. Sogar Betten in Pflegeheimen können wegen des fehlenden Personals nicht besetzt werden, obwohl die Wartelisten lang sind. Vor kurzem wurde im Rahmen eines Symposiums von Seiten der Bezirksgemeinschaft Pustertal das Problem erörtert und mögliche Lösungsansätze wurden aufgezeigt. 

 

Tatsache ist, dass die Suche nach Fachkräften für Sozialberufe für private und öffentliche Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber eine große Herausforderung darstellt. Auf die ausgeschriebenen Stellen melden sich oft nur wenig Bewerberinnen und Bewerber. Mit fatalen Auswirkungen, da in der Folge auch die Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft und ein Qualitätsverlust bei den angebotenen Dienstleistungen die logische Folge sind. Durch den demografischen Wandel und die Veränderung der Lebens- und Arbeitswelt wird sich die Situation sogar noch verschärfen. Vor einigen Jahren hat das WIFO zudem eine Studie zur Dynamik am Südtiroler Arbeitsmarkt erstellt, mit dem besorgniserregenden Ergebnis, dass dem Arbeitsmarkt jedes Jahr knapp 2.000 Südtirolerinnen und Südtiroler verloren gehen, die zum Wohnen und Arbeiten ins Ausland abwandern. Dort finden sie einfach „bessere“ Jobs, höhere Löhne und umfassendere Karrierechancen. 

 

Die Steigerung der Arbeitsattraktivität hängt mit dem Geld, den Werten und der Wertschätzung zusammen. Das wurde unlängst auch in einem offenen Brief der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtgemeinde Bruneck thematisiert, die zu Recht auf die prekäre Arbeitsmarktsituation im öffentlichen Dienst aufmerksam machen. Sie betonten, dass ihre Gehälter seit Jahren stagnieren und ihnen damit auch die verdiente Wertschätzung verwehrt werde. Zudem äußerten sie Bedenken hinsichtlich der Zukunft des öffentlichen Dienstes. Da die Landesverwaltung die Gehälter im öffentlichen Dienst vorgibt, muss in diesem Punkt nachgebessert werden. Und zwar rasch! Denn die Mitarbeitenden von heute – vor allem die Jungen – wollen sich mit ihren fachlichen Kompetenzen bei ihrer Arbeit einbringen, sie möchten Wertschätzung erfahren, möchten ein Gehalt, das die hohen Lebenshaltungskosten widerspiegelt und die Vereinbarkeit von Leben, Freizeit, Familie und Arbeit unter einen Hut bringen. 

 

Wir brauchen zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und zwar ohne „Wenn“ und „Aber“. Neben den ausreichenden finanziellen Mitteln braucht es auch die entsprechenden Rahmenbedingungen, z. B. Arbeitszeitmodelle für alle, ausreichend Kindertagesstätten, Mensadienste für die Schulkinder an allen Schultagen und in allen Bereichen eine stärker berufsorientierte, de-institutionalisierte sowie lebenslange Ausbildung. Die Aus- und Weiterbildung von heute ist nicht mehr zeitgemäß. Da müssen viele – auch bürokratische – Hürden abgebaut werden, die Ausbildung modularer und flexibler umgesetzt werden. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Bereichen muss ebenfalls vereinfacht werden. Die Liste ließe sich noch beliebig fortführen. Wichtig ist aber, dass nun konkrete Schritte umgesetzt werden. Es ist schließlich schon fünf vor zwölf!

 

 

Reinhard Weger

 

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