In Zeiten wie diesen, wo das Verkehrsaufkommen immer größere Probleme bereitet, besinnt man sich gerne auf die „guten Alten“, auch auf jene der Tauferer Bahn. Die Vision, die Tauferer Bahn wieder zu aktivieren und sogar bis Steinhaus zu verlängern, nimmt immer konkretere Formen an. Einziger Hemmschuh: Das liebe Geld.

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Kuratoriumsdirektorin Wittfrieda Mitterer        W. Schröter

Einst war die Tauferer Bahn ein beliebtes Transportmittel  für Mensch, Güter und auch Tiere. Doch das ist lange her. Dennoch besteht die Vision, sie wieder in Betrieb zu setzen und gar die Strecke bis Steinhaus zu verlängern. Diesem Thema widmet sich auch die Wanderausstellung „Renaissance für die Tauferer Bahn“ im Bergbaumuseum Kornkasten von Steinhaus, die bis zum 10. September dort auch besichtigt werden kann. 

Die Idee, die Tauferer Bahn zu reaktivieren, ist schon recht fortgeschritten. Eine Machbarkeitsstudie, die vor zwei Jahren von der Autonomen Provinz Bozen und der Stiftung Südtiroler Sparkasse finanziert und vom Kuratorium für Technische Kulturgüter initiiert wurde, zeigt die realistische Möglichkeit einer Wiedereröffnung der Tauferer Bahn dann auch in konkreten Zeitabschnitten auf.

 

Wechselvolle Geschichte

Die Geschichte der Tauferer Bahn ist ebenfalls schnell auf den Punkt gebracht. Im Juni 1903 gründeten in Bruneck ein paar Wirtschaftstreibende ein Komitee zur Planung einer  besseren Verbindung  von dort nach Sand in Taufers. Angedacht war zuerst eine Straßenverbindung, doch der Brunecker Rechtsanwalt Hans Leiter überzeugte mit dem Plan eines zeitgerechten Bahnprojektes. Vom Staat konnte damals die Zusage über 400.000 Kronen abgerungen werden, allerdings mussten für den Rest von 200.000 Kronen Investoren gefunden werden. Die Planung wurde dem bekannten Bauunternehmer Ing. Josef Riehl übertragen. Dieser hatte schon zahlreiche Bahnen in Tirol, z.B. in Innsbruck, Stubai und dem Zillertal geplant und präsentierte im Jahr 1905 seinen Plan. Am 25. Juli 1907 wurde mit dem Bau begonnen. In Rekordzeit von nicht ganz einem Jahr wurde das Unterfangen realisiert. Für heute Zustände kaum mehr vorstellbar. Den Betrieb führte die k.k.-Südbahn-Gesellschaft durch. Der Fremdenverkehr und ein starker Frachtverkehr verhalfen den Betreibern zu satten Gewinnen.

Mit Witz und Humor erzählte Zeitzeuge Alois Brugger aus Gais von lustigen, aber auch tragischen Begebenheiten in und um die Tauferer Bahn, die bis 1957 in Betrieb war. „Mit dem „Bahnl“ zu fahren, war immer recht  unterhaltsam. Nicht selten kam es vor, dass im Zug sogar mit verschiedenen Instrumenten aufgespielt wurde. Transportiert wurden nicht nur Personen und Güter, sondern auch mitgeführte Tiere fanden einen Platz. Als allerdings einmal ein Bauer sein Kalb hinten am Waggon anhängen wollte, wurde ihm dies dann doch aus Fragen des Tierschutzes verwehrt“, so Brugger. Er berichtete  auch von der Empörung der Bevölkerung, als die Schließung der Bahn kundgetan wurde. Sie war nicht nur für den Transport wichtig, sondern auch ein echter wirtschaftlicher Faktor geworden. 

 

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Ein Zugmodell wie es ausschauen könnte     W. Schröter

 

Glanzvolle Eröffnung

Nun soll eine Renaissance eingeläutet werden. Brugger würde es echt freuen. Die Ausstellung soll die technischen Möglichkeiten aufzeigen. Zur Eröffnung der Ausstellung konnte die Direktorin des Kuratoriums für Technische Kulturgüter, Dr. Wittfrieda Mitterer auch namhafte Gäste begrüßen. Andreas Rainer, Koordinator des Südtiroler Bergbaumuseums, , der Bürgermeister der Gemeinde Ahrntal, Helmut Klammer,  Luigi Cantamessa, Direktor der Stiftung „Fondazione FS“ in Rom und Hans Hinterhuber, Managementprofessor an der Universität Innsbruck, gaben sich die Ehre und sprachen Grußworte.

Auf 17 Tafeln wird über den möglichen Trassenverlauf der neuen Bahn, Haltestellen und die Streckenverlängerung einerseits bis ins obere Ahrntal, andererseits durch die Stadt Bruneck hindurch informiert. Beispiele aus anderen Ländern, wie aus Frankreich zeigen bestehende, gut funktionierende  Bahnen. 

„Visionen umsetzen“, lautet die Devise. Doch nicht alle Entscheidungsträger sind optimistisch. Die geschätzten Kosten würden sich auf rund 65 Millionen Euro belaufen, oder wie es Gemeindereferent Thomas Innerbichler umrechnete: „gleich viel wie zwei Dorfumfahrungen…“ Ob das zu stemmen ist, bleibt wirklich abzuwarten. Auch Helmut Klammer, Bürgermeister vom Ahrntal, legt sich da nicht fest. Er fürchtet, dass die finanziellen Ressourcen letztlich nicht aufzubringen sein werden.

mg

 

 

 

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