Zum Tod von Joseph Zoderer

  

Vor kurzem starb einer der größten Schriftsteller des Landes. Die Rede geht von Joseph Zoderer, der im Alter von 86 Jahren starb. Er erholte sich nicht mehr von den Folgen eines Sturzes in seiner Wohnung. Sein Leben war eine echte Achterbahn. Zoderer wurde als Optanten-Kind im Jahr 1935 in Meran geboren. Seine Familie zog zunächst nach Graz, wo er die Volksschule besuchte. Als Zoderer 13 Jahre alt war, zog die Familie in die Schweiz. Dann kehrte er nach Südtirol zurück und besuchte die Oberschule. In den 70-er Jahren arbeitete er beim RAI-Sender Bozen als Nachrichtenredakteur. So entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Gerade das Schreiben war für ihn Lebenselixier und -inhalt zugleich. Er zehrte davon. Wenn er auch nur drei Tag ohne sein geliebtes Schreiben auskommen musste, wurde er gewissermaßen „grantig“, wie er den Kollegen der „ff“ gegenüber meinte.  

 

Sein literarisches Debüt gab er im Jahr 1976 mit dem Roman „Das Glück beim Händewaschen“. Es folgten zahlreiche Werke, darunter die „Walsche“, mit denen er sich einen fixen Platz in den Annalen sicherte. Er bezeichnete sich selbst mehrfach als „deutscher Autor mit österreichischer kultureller Prägung und italienischem Pass“. Damit brachte er die Zwiespältigkeit der Südtiroler Kultur perfekt auf den Punkt. Zoderer gilt auch deshalb als einer der bedeutendsten Autoren Südtirols, weil er sich nie ein Blatt vor den Mund nahm. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt, zwei Romane sogar verfilmt. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise, war Ehrenbürger der Stadt Meran und erhielt in diesem Jahr das Ehrenzeichen des Landes Tirol. 

 

Er war – wie Kollegin Judith Steinmair in ihrem lesenswerten Nachruf auf den folgenden Seiten treffend beschreibt – überaus emphatisch, redselig und interessiert, nach wie vor energiegeladen und durchaus kritisch und kämpferisch, aber auch charmant. Das Portrait, das ihm die PZ anlässlich seines 80. Geburtstages widmete, habe ihm gefallen, wie er der Redaktion persönlich wissen ließ. Das mag wohl auch daran gelegen haben, dass wir ihn hochleben ließen. Denn er mochte es durchaus, etwas hofiert zu werden. Das schmeichelte ihm, aller scheinbar unnahbaren Aura zum Trotz, doch sehr. Genau das liebte er auch an der Bar „Lolita“ am Brunecker Graben, wo er sein Frühstück samt Zeitungslektüre zelebrierte. Nahezu täglich – zumindest wenn er in Bruneck war. Er liebe die kleinen Dinge des Lebens, die ihm so viel geben konnten. Er war damit auch in dieser Hinsicht ein leuchtendes Beispiel für uns alle. 

 

Es ist traurig, dass wir uns von einem so großen Menschen – nicht „nur“ als Autor – verabschieden müssen. Sein Wirken aber wird uns auch weiterhin ein leuchtendes Beispiel sein. Daher: Danke und Adieu! Ruhe in Frieden. Du hast es Dir redlich verdient!     

 

             

Ihr Reinhard Weger

 

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