Am vergangenen Wochenende wurde im Rahmen eines Gedenktages an Sepp Innerkofler gedacht. Ein Buch wurde vorgestellt, eine Wanderung mit Reinhold Messner organisiert und am Sonntag im Rahmen eines großen Festaktes das neue Standschützendenkmal im Zentrum von Sexten feierlich eingeweiht. 

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Gedenktafel an der Drei-Zinnen-Hütte, dessen Hüttenwirt Sepp Innerkofler war.    alle Fotos: Christian Tschurtschenthaler

Der vierte Juli 1915 war ein rabenschwarzer Tag für die Gebirgstruppen des österreich-ungarischen Kaiserreiches. Nachdem die Standschützen an der Sextner Gebirgsfront den Paternkofel an die italienischen Truppen verloren hatten, erging der Befehl, den strategisch wichtigen Dolomitengipfel zurückzuerobern. Sepp Innerkofler, Begründer der "Fliegenden Patrouille" im Frontgebiet wusste, dass es ein aussichtsloser Kampf war. Dennoch ging er als Anführer bedingungslos in den Rückeroberungskampf und kam nach Bezwingung der Nordwestwand knapp unterhalb des Gipfels im Kugelhagel zu Tode.

„Dieses einschneidende Ereignis beschäftigt die Menschen auch nach 100 Jahren noch“, so Bürgermeister Fritz Egarter zu den zahlreichen Bergfreunden, Einheimischen und Bergführern, sowie Mitgliedern von Bergrettung und dem Geschichtsverein „Bellum Aquilarum“. Bei strahlendem Sommerwetter waren direkte Nachfahren von Sepp Innerkofler, wie Christian, Katharina und Othmar Innerkofler, gemeinsam mit Schützenhauptmann Erich Lanzinger in den Morgenstunden die damalige Originalroute durchklettert und bis auf den Gipfel des Paternkofels gelangt. Zeitgleich war eine Gruppe Wanderer mit Extrembergsteiger und Museumsbetreiber Reinhold Messner vom Fischleintal aufgebrochen, um auf das Zinnenplateau zu gelangen. Dort zelebrierte Dekan Anno aus Sillian eine Gedenkmesse an den gefallenen Sepp Innerkofler, die von einem Bläserquartett der Musikkapelle Sexten umrahmt wurde.

 

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Die Bergmesse im Gedenken an den vor genau 100. Jahren gefallenen Standschützen Sepp Innerkofler wurde von einer einzigartigen Bergkulisse umrahmt. Dahinter die Drei Zinnen und der Paternkofel.

 

Leuchtendes Beispiel

„Sepp Innerkofler ist auch heute noch ein leuchtendes Beispiel für bedingungslosen Einsatz für Heimat und Vaterland“, meinte der Dekan in seiner Predigt. Er ging noch einen Schritt weiter: „Sein Leben hat unserer Welt viel zu sagen - es hat Spuren hinterlassen!“ Auf den Spuren Innerkoflers wandelte dann auch der wohl weltweit bekannteste Bergsteiger Reinhold Messner. „Innerkofler war eine absolute Ausnahmepersönlichkeit Tirols“, so Messner in seiner Festrede. „Er war nicht nur ein erstklassiger Alpinist, hervorragender Kletterer und außergewöhnlicher Mensch seiner Zeit; er war auch Tourismusunternehmer der ersten Stunde mit großem Feingefühl für die Bedürfnisse des damals einsetzenden Fremdenverkehrs“, so Mesnner. Seine Begabung machte ihn zum Ausnahmekönner in der ersten Alpinphase, nämlich des Eroberungsalpinismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und später zum allseits bewunderten Kraxler in der Folgephase, dem "Schwierigkeitsalpinismus", bei dem es um die Bezwingung schwieriger Routen und Wände ging.

Die von den Urenkeln Sepp Innerkoflers vom Dolomitenhof in Sexten organisierte Veranstaltung fand am Samstag Nachmittag mit der Vorstellung des Buches über Sepp Innerkofler im Dolomitenhof einen würdigen Abschluss. In dem vom Folio-Verlag herausgebrachten Buch schildern die Historiker Hans Heiss und Sextens Dorfchronist Rudolf Holzer, das Leben Sepp Innerkoflers - gespickt mit zahlreichen Anekdoten und bislang noch unveröffentlichten Bildern und Texten. Die von Familie Innerkofer in Auftrag gegebene Publikation gilt als wertvolle Tirolensie und kann direkt im Hotel erworben werden. Die Festveranstaltung endete am Abend mit dem Konzert der Stadtmusikkapelle Wörgl.         

Christian Tschurtschenthaler

 

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Am Abend wurde im Dolomitenhof, dem Gasthof der Familie Innerkofler im Fischleintal, das neue Buch über Sepp Innerkofler vorgestellt. Dieses ist im Folio-Verlag erschienen. V.l.n.r.: Ludwig Paulmichl (Folio-Verlag), Dr. Leonhard Paulmichl (ehemaliger ORF-Intendant in Vorarlberg), Autor und Historiker Hans Heiss und Autor Rudolf Holzer aus Sexten.

 

Neues Standschützendenkmal feierlich eingeweiht - Das Vermächtnis an die Heimat

 

Der folgende Tag war der Einweihung des neuen Standschützendenkmals im Zentrum von Sexten gewidmet. Dreißig Fahnenabordnungen aus Süd-, Ost- und Nordtirol waren aufgezogen und marschierten vorbei am Unteradamerhof, dem Geburtshaus Sepp Innerkoflers, zum Sepp-Innerkofler-Platz vor dem Sextner Rathaus. Allen voran die Musikkapelle Sexten, die Schützenkompanie Wörgl, zahlreiche Ehrengäste, die Nachfahren von Sepp Innerkofler, der Präsident der Europaregion Tirol und Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, Landesrätin Waltraud Deeg, Landtagsabgeordneter Christian Tschurtschenthaler, zahlreiche Bürgermeister, so auch jene von Sexten, Sillian und Wörgl, und Landesschützenkommandant Elmar Thaler. Es war eine bewegende Feier mit vielen Höhepunkten. 

Die Gedenkmesse vor der alten Volksschule, in der die Kriegsausstellung "Unvergessen" untergebracht ist, zelebrierte Bezirkskurat Michael Bachmann. Er ging in seiner Predigt auf die Front von 1915 in den Sextner Dolomiten ein, als Sexten als einziger Ort Tirols durch Granaten in Schutt und Asche gelegt worden war, und auf das hohe Gut des Friedens. Der Gebirgskrieg 1915-18 war ein großer Fehler. Jeder muss dazu beitragen, dass wir nie mehr Krieg haben. 

Beeindruckend auch der Moment, an dem zum Gedenken an die Opfer der Sextner Dolomitenfront die große Glocke läutete. Gleichzeitig wurde von Sextner Schützen in Begleitung von Irmgard Innerkofler, einer Urenkelin Innerkoflers am Grabmal des „Bergsteigers“ ein Kranz niedergelegt. Zum Gedenken an den Tod des wohl berühmtesten Tiroler Standschützen weihte Kurat Bachmann die neue Sepp-Innerkofler-Fahne, die von Ehrenkommandant Georg Lanzinger entworfen worden war. Dabei konnte die Urenkelin des Sepp, Katharina Innerkofler, als Fahnenpatin gewonnen werden. Anschließend kam es zum Fahnenkuss mit den Kompaniefahnen Sillian und Wörgl.

 

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Tiefgründige Botschaft

Aus Anlass des Kriegsbeginns in den Dolomiten vor 100 Jahren hatte die Schützenkompanie Sepp Innerkofler in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sexten die Errichtung eines Standschützendenkmals in Auftrag gegeben. Aus über 30 eingereichten Projekten von Künstlern aus allen Teilen Tirols ging jenes des Gaisers Albert Willeit als Sieger hervor. Willeit erläuterte sein tiefgründiges Werk aus Kalksteinbeton, dessen beide Pfeiler die zerborstene Heimat Tirol darstellen, die aber mit einer roten Klammer verbunden sind, als Sinnbild für Versöhnung und Überwindung schmerzlicher Wunden. An der Frontseite in schlichten schwarzen Lettern aus Kanteisen der Begriff „Heimat“ eingelassen. 

Dem Bürgermeister von Sexten, Fritz Egarter war es vorbehalten, die Kriegsereignisse des Sommers 1915 noch einmal in Erinnerung zu rufen und Dank und Anerkennung an jene aussprechen, die am Gelingen dieser zweitägigen Gedenkveranstaltung beigetragen haben. Landesschützenkommandant Elmar Thaler brach in seinen Grußworten hingegen eine Lanze für die Aufschrift auf der neuen Sepp Innerkofler-Fahne "einig Tirol" und fügte dem "Einig" noch ein "t" hinzu. Sein Aufruf erging an die Politik. „Einigt Tirol und alle Tiroler und bleibt nicht bei leeren Worthülsen, denn das „t“ steht auch für „tun!“

 

Europa der Realisten

Es folgte die Gedenkansprache von Tirols Landeshauptmann und derzeit auch Präsident der Europaregion Günther Platter, der Sepp Innerkofler mit der aktuellen Zerrreisprobe zwischen Griechenland und der Europäischen Union in Verbindung brachte. In Anspielung auf das Griechenland-Referendum bekräftigte er: „Europa braucht nicht Populisten, die dem Volk Dinge versprechen, die sie nicht halten können, sondern Realisten, die richtig einschätzen und dann handeln.“ So einer war Sepp Innerkofler, der bedingungslos für seine Heimat eintrat, als Tourismusunternehmer der ersten Stunde neue Wege für sein Tal und seine Berge eröffnete, die Sexten zum heutigen Wohlstand führten.

Im Sinne des Vermächtnisses von Sepp Innerkofler, besiegelten die Schützenkompanien Sillian, Wörgl und Sexten ihre Partnerschaft. Christian Innerkofler vom Hotel Dolomitenhof konnte als Pate dafür gewonnen werden. Er überreichte den drei Kommandanten dann auch entsprechende Partnerschaftsurkunden. 

Nach dem Abfeuern der Ehrenkompanie durch die Kompanie Wörgl legten Landeshauptmann Günther Platter und Bürgermeister Fritz Egarter im Gedenken an die Tiroler Standschützen vor dem neuen Denkmal einen Kranz nieder. Dann ließ die Musikkapelle Sexten die Tiroler Landeshymne erschallen. Ihr Widerhall verstummte oben in den Gipfeln der Sextner Dolomiten, wo der Krieg vor einem Jahrhundert auf grausame Weise tobte.      

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