„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ - dieses Zitat von Martin Buber passt hervorragend zu einer Aktion der besonderen Art: Da Interkulturalität und Inklusion tagtäglich Themen in Kindergarten und Schule sind, haben der Kindergarten „Bruder Willram“ in Bruneck, der Kindergarten von Welsberg und die Grundschule Bachlechner in Bruneck in diesem Schuljahr ein Gemeinschaftsprojekt durchgeführt - mit überraschend positiven Nachwirkungen.

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Es ist schon etwas Besonderes, Menschen zu begegnen, mit denen man Gedanken und Gefühle, Meinungen und Ansichten austauschen kann. Im Kindergarten „Bruder Willram“ in Bruneck und im Kindergarten von Welsberg sowie in der Grundschule „J. Bachlechner“ in Bruneck begegneten sich Kinder, Pädagoginnen und Fred Ohenhen. Er wurde 1966 in Nigeria geboren, studierte dort und arbeitete als Lehrer. 1989 kam er nach Österreich, wo er ein weiteres Studium absolvierte und wo er Ende der 90er Jahre die Staatsbürgerschaft erhielt. Mittlerweile leitet er die ISOP-Innovative Sozialprojekte GmbH in Graz, die sich über die Grenzen Österreichs hinaus mit verschiedenen Projekten um die Inklusion von Menschen mit Migrationshintergrund bemüht.

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Gelebte Inklusion  

Sowohl in den Kindergärten als auch in der Grundschule bemühen sich die Fachkräfte tagtäglich um die Inklusion von Kindern mit Migrationshintergrund und von Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Dabei werden Unterschiede von Personen und Kulturen als Bereicherung wahrgenommen und dem Anderssein wird mit Respekt und Offenheit begegnet. Nicht zuletzt deshalb beschäftigte der bewusste Umgang mit und der Abbau von Vorurteilen die Teilnehmer des Projektes das gesamte Schuljahr hindurch. Im November 2014 besuchte Fred die Kinder das erste Mal. Durch seine gewinnende, offene Art fiel es ihm leicht, mit ihnen in Kontakt zu treten und Beziehungen aufzubauen. Er erzählte Geschichten, sang Lieder, tanzte und lud zur aktiven Mitarbeit ein.

  

Großes Interesse

Leuchtende Kinderaugen zeigten, mit welch großem Interesse und mit welcher Freude sich die Kinder auf die Begegnung mit Fred einließen. So bemerkte ein Kind: „Er hot schworze Haut und schworze Hoor, sischt schaug er a bissl gleich aus wia mir.“

In den Monaten nach dem ersten Treffen fertigten die Kinder Buttons mit afrikanischen Symbolen an, sie gestalteten Plakate zu sozialen Themen, beschäftigten sich in Bilderbüchern und Gesprächen mit den Themen Freundschaft und Gemeinschaft und übten Lieder ein. Zudem bedruckten die Schulkinder T-Shirts, und die Kindergartenkinder studierten ein Theaterstück ein, um auf das zweite Treffen mit Fred vorbereitet zu sein.

 

Gemeinsames Abschlussfest

Bei einem gemeinsamen Abschlussfest mit den Eltern der Kindergartenkinder in der Aula der Grundschule wurde die nachhaltige Wirkung des Projektes offensichtlich: Die Lieder spiegelten die Vielfalt der Sprachen der Kinder wider und das Theaterstück wies auf die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Freundschaft hin. Beim Abschlussfest im Kindergarten Welsberg erschienen viele Kinder in Dirndl und Lederhosen. Es gab auch ein Büfett mit Speisen aus verschiedenen Ländern, die von den Eltern zubereitet worden waren. Ein Junge bemerkte: „Der Fred hat zu den Lederhosen ‚fesch‘ gesagt. Es war toll, dass er uns das Lied beigebracht hat, das Lied von Südtirol. Do Fred isch a Netter.” Und so verwundert es nicht, dass sich alle freuen würden, wenn Fred der Einladung für ein Wiedersehen in Südtirol folgen würde.

Allen wurde bewusst, dass die Menschen trotz aller Unterschiede Teil einer Gemeinschaft sind. Beim gemeinsamen Arbeiten und durch gemeinsame Erlebnisse werden die Unterschiede kleiner und verlieren an Bedeutung. Fred und die Kinder sangen: „Alle Menschen sollten wissen, was Freundschaft ist, was Liebe ist, was Gemeinschaft ist und was Frieden ist.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.      

Christiane Unterkircher

 

 

 

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