Der Borkenkäfer

  

Der Borkenkäfer ist derzeit in aller Munde. Vor allem der Buchdrucker wütet massiv und vermehrt sich unter der Rinde von Fichten in exponentieller Hinsicht. Im gesamten Pustertal ist der Käfer mittlerweile zu einer großen und gefährlichen Plage geworden. Dass es so weit kommen konnte, hat mit mehreren Ursachen zu tun. Schneedruck, Stürme und Hitze haben unsere Wälder stark geschwächt. Die Folgen sind mittlerweile für alle sichtbar und die Auswirkungen werden an Intensität noch zunehmen. Mittlerweile sind im gesamten Pustertal ganze Talstriche bedroht. Das grüne Tal droht zu einem dürren und abgestorbenen Tal zu werden. Die Situation ist dramatisch. 

 

Fakt ist, dass in der Forstwirtschaft der Borkenkäfer als einer der gefährlichsten Schädlinge gilt. Je nach Unterart befällt er unterschiedliche kränkelnde oder absterbende Bäume, die ihm als Lebensraum dienen. Steigt seine Population jedoch aufgrund günstiger Bedingungen an, können sich die Käfer auch auf gesunde und vitale Bäume ausbreiten. Mit teils verheerenden Auswirkungen für den Wald. Genau das passiert derzeit im Pustertal. Wie die Forst-Amtsdirektoren Wolfgang Weger sowie Günther Pörnbacher aufzeigen, ist es auffallend, dass das Problem vor allem dort auftritt, wo es am meisten Schadholz gibt. zurückzuführen auf die jüngsten Unwetterkatastrophen. In Folge lag eben viel Schadholz am Boden, welches man aus verschiedensten Gründen nicht hat aufarbeiten können. Zunächst, weil es viel zu großflächig verstreut war. Dann hat uns diesbezüglich ja auch die Pandemie und die entsprechenden Corona-Lockdowns einen Strich durch die Rechnung gemacht. 

 

Natürlich spielt neben den Unwettern auch die Klimaveränderung eine bedeutende Rolle. Durch die ansteigenden Temperaturen kam es zum Beispiel im Raum Bruneck auf gleich drei Käfergenerationen in einer einzigen Vegetationsperiode im letzten Jahr. Die Auswirkungen sind brutal und in ihrer Ausprägung noch gar nicht abzuschätzen. Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass ganze Hänge in naher Zukunft komplett entwaldet werden. Das ist natürlich fatal! Weger geht auch davon aus, dass es ein solches Phänomen bislang im alpinen Raum noch nie gegeben hat. Es gab zwar Befürchtungen vor etwaigen Folgen aufgrund der Schneedruck- und Windschäden, aber mit dieser Heftigkeit hatte niemand gerechnet. Bis heute konnte man davon ausgegangen, dass es in einer Höhenlage von über 1.500 Metern keine Borkenkäferprobleme gibt, aber das ist mittlerweile von der Natur deutlich widerlegt worden. 

 

Die Schäden sind nicht mehr zu leugnen und nun gilt es, den Betroffenen so rasch wie möglich zu helfen. Denn die Massenvermehrung des Waldschädlings ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, die uns alle betrifft. Das Ganze allein auf die Bauern und Waldeigentümer abzuwälzen, wird nicht funktionieren. Denn es müssen so schnell wie möglich die akut befallenen Bäume – vor allem Fichten – gefällt, aus dem Wald gebracht oder im Larvenstadium entrindet werden. Doch das ist leichter gesagt als getan! Denn so viele Waldarbeiter können gar nicht aufgeboten werden. Zudem muss aufgezeigt werden, dass die Bauern selbst und die Holzschlägerungsunternehmen im heurigen Winter gut gearbeitet und 10.000e Festmeter befallenes Holz aus dem Wald gebracht haben. 

 

Der Borkenkäfer macht jedenfalls deutlich, dass die Natur ihre eigenen Regeln hat und der Waldumbau notwendig ist. Nur so werden sich die massiven Ausfälle bei den großflächigen Fichtenbeständen langfristig kompensieren lassen. Da braucht es aber die Mithilfe aller – zum Wohle von uns allen! 

 

  

Reinhard Weger

 

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