Frohe Ostern

  

Im Titelthema der aktuellen Ausgabe haben wir eine Reihe an bekannten Pustertalerinnen und Pustertaler um ihre Erinnerungen an alte und bekannte Osterbräuche gebeten. Wir wollten damit bewusst ein positives Lesezeichen setzen und zugleich traditionelle Gepflogenheiten ausleben lassen. Herausgekommen ist eine nette Zeitreise mit vielen schönen Erinnerungen, denn viele Traditionen spielen heuer eine andere Rolle als früher. Die Karwoche wurde noch streng eingehalten und die Kirchen waren während der gesamten Fasten- und Osterzeit voll. Das ist anders geworden. Heutzutage gehen wir die ganzen Bräuche rund um Ostern in den Familien auch ein wenig lockerer an. Bischof Ivo Muser hat in seiner Osterbotschaft in der PZ den Satz „Der Tod singt nicht seine letzte Strophe“, den er auf einem Grab in einem kleinen Dorffriedhof in der Schweiz einmal gelesen hatte, gekonnt thematisiert. 

 

Denn am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag zeigt der Tod viele Gesichter und er singt viele seiner Strophen: Verrat, Feigheit, Angst, Gefangennahme, Einsamkeit, Anklage, Scheinprozess, Verleugnung, Verspottung, Erniedrigung, Gewalt, Kreuzigung und schließlich das Grab Jesu. Der Tod kann tatsächlich viele Strophen singen – in Geschichte und Gegenwart, wie der Bischof aufzeigt. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der schon seit 14 Monaten andauert und täglich viele Opfer fordert, ist ein erschreckendes Beispiel dafür. Dennoch soll die Hoffnung überwiegen. Ganz in dem Sinne, dass der Tod nicht die letzte Strophe singt. Das macht Ostern zum Urfest und zum Hauptfest des christlichen Glaubens. Das soll uns täglich auf das Neue bewusst werden. Gerade in der Osterzeit. Und wenn es dann mit dem persönlichen, aber auch dem übergeordneten Frieden klappt, dann sind wir auf dem richtigen Weg. 

 

Ostern ist aber auch so etwas wie eine familiäre Wundertüte, wie ich schon vor ein paar Jahren an dieser Stelle geschrieben habe. Da Fest bringt für jeden etwas. Ostern ist das christliche Hoch- oder Urfest, wie Bischer Muser aufzeigt. Es ist aber auch ein Fest der Familie, ein Fest der Gemeinsamkeiten, der Hoffnungen und auch der Märchen. Denn es braucht jedes Jahr eine ordentliche Portion Kreativität und Phantasie, den Osterhasen als österliches Symbol auf Trab zu halten, die Wohnungen und Räume österlich zu schmücken und letztlich die bunt bemalten Eier gekonnt zu verstecken. Diese kleinen Zeichen machen aber das große Ganze aus. Den Kindern gefällt’s und den Erwachsenen natürlich auch. Dass hinter dem Rummel rund um den Osterhasen letztlich auch ein durchwegs erfolgreiches Geschäftsmodell steckt, liegt auf der Hand und ist auch nicht verwerflich. 

 

Wichtig ist aber auch, dass wir uns auch den höheren Wert von Ostern immer wieder vor Augen führen. Denn es schadet nicht, uns und unser Leben auch einmal kritisch – natürlich im positiven Sinne – zu hinterfragen. Wir sind als Gesellschaft oberflächlicher, egoistischer und kommunikationsloser geworden. Zudem frönen wir nach wie vor der Maxime von „immer mehr“ und „immer schneller“. Wir wollen immer alles in immer schnelleren Zeitabständen haben. Das impliziert auch einen Raubbau an den natürlichen Ressourcen, was auf Dauer auch nicht gut gehen kann. Darüber können und müssen wir intensiv nachdenken und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dann bekommt auch Ostern wieder den Wert, den es eigentlich haben sollte. In diesem Sinne: Von Herzen frohe Ostern im Namen des gesamten Teams der Pustertaler Zeitung und von Radio Holiday!      

 

 

Reinhard Weger

 

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