Im Rahmen eines Einvernehmens- und Rahmenprotokolles wurde zwischen der Landes- und Eisenbahnverwaltung eine ganze Reihe an Maßnahmen für die Potenzierung der Pustertaler Bahnlinie vereinbart. Dabei geht es unter anderem auch um den seit langem geforderten Bau der Riggertalschleife. Dieser steht immer wieder zur Debatte, vor allem auch, weil sich in den vergangenen sechs Jahren die Fahrgastzahlen auf 1,8 Mio. pro Jahr verdreifacht haben. Wir haben bei Mobilitätslandesrat Florian Mussner genauer nachgefragt.  

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Lageplan mit der Bahnstrecke – in Rot die eingezeichnete Riggertalschleife. Diese würde die Fahrtzeit erheblich verkürzen.   

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 Landesrat Florian Mussner        rewe

 

PZ: Herr Landesrat, im Rahmen verschiedener Protokolle und Abkommen wurde vereinbart, dass die Pustertaler Eisenbahnlinie ausgebaut werden soll. Welche konkreten Maßnahmen sollen umgesetzt werden?

Florian Mussner: Vom Land und von der RFI wurden zwei Dokumente unterzeichnet: Im so genannten Rahmenabkommen wird grundsätzlich die Verfügbarkeit der Trassen für den lokalen Bahnverkehr in den kommenden neun Jahren geregelt. Das ist für das Land wichtig, denn so können die Dienstverträge an die Eisenbahnbetriebe vergeben werden. In diesem Abkommen sind außerdem die Ziele hinsichtlich des Ausbaus des Bahnangebotes für die nächsten Jahre festgelegt. So sollen beispielsweise die Anbindungen optimiert und die Zugverbindungen auf den wichtigsten Abschnitten beschleunigt bzw. zum Teil auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet werden. Das Abkommen enthält auch die notwendigen infrastrukturellen Maßnahmen, um diese Ziele umsetzen zu können.

Im zweiten Dokument, dem Einvernehmensprotokoll, wurden konkrete Maßnahmen vereinbart, die erforderlich sind, um das Bahnangebot zu erweitern. Dazu zählt unter anderem auch der Bau der Riggertalschleife. Nun soll eine gemeinsame technische Arbeitsgruppe eingesetzt werden, welche die Projektierungsarbeiten in die Wege leitet und Finanzierungsfragen klärt, deren Ergebnisse innerhalb 2016 vorliegen müssen.

Die Riggertalschleife wird vor allem von den Pustertaler Pendlern seit zehn Jahren massiv eingefordert. Bis wann soll sie realisiert werden? Wie viel wird der Bau der Riggertalschleife letztlich kosten und wer wird das finanzieren?

Einen Zeitplan zu nennen, ist sicher verfrüht. Das Entscheidende für uns ist, dass wir erstmals nach vielen Verhandlungsjahren mit der RFI überhaupt ein grundsätzliches OK zu diesem Projekt haben. Außerdem haben wir gemeinsam mit der RFI konkrete Schritte zur Projektierung, deren Finanzierung und einen Zeitplan dafür vereinbart. Derzeit liegt das Ergebnis eines ersten Ideenwettbewerbs aus dem Jahr 2008 vor, wonach für die Strecke Pustertal-Brixen-Bozen mit einer Fahrtzeitverkürzung von knapp 15 Minuten zu rechnen wäre. Die geschätzten Kosten für dieses Projekt liegen zwischen 50 und 55  Mio. Euro. Aber wie gesagt: Das ist nur das Ergebnis eines ersten Ideenwettbewerbs. Die Projektierung können wir aber mit den Ausgleichsgeldern für Umweltmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Bau des BBT finanzieren, dazu wurden bereits 1,5 Mio. Euro zweckgebunden.

Ist auch der Bau einer Bahnunterführung in der Andreas-Hofer-Straße in Bruneck angedacht?

Der Bau einer Bahnunterführung in der Andreas-Hofer-Straße in Bruneck ist von unserer Seite aus derzeit nicht geplant.

Nun ist die Radsaison wieder in vollem Gange. Im letzten Jahr gab es große Probleme, weil in den Zügen nicht genügend Fahrräder transportiert werden konnten. Das sorgte für viel Unmut…

Nach Aussprachen mit SAD und Trenitalia werden heuer im August an allen Samstag- und Sonntagnachmittagen zwischen Bruneck und Innichen zusätzliche Züge eingesetzt. Zudem werden nach Schulende während der Sommermonate in den FLIRT-Zügen einige Sitzgarnituren in den mittleren Zugabteilen vorübergehend entfernt, um mehr Platz für die Fahrräder zu schaffen.

Vielfach wird davon gesprochen, dass die Nutzungszahlen der Pustertaler Bahn in den letzten Jahren um 80 Prozent gestiegen seien. Wie sehen die konkreten Zahlen aus? Liegt man damit im Plan-Soll?

Der Fahrgastzuwachs auf der Pustertaler Linie ist mit Abstand der größte landesweit: In den letzten sechs Jahren haben sich die Fahrgastzahlen hier insgesamt verdreifacht. Derzeit verzeichnen wir 1,8 Mio. Fahrgäste pro Jahr - in etwa gleich viele wie die Vinschger Bahn.

Wie hoch sind die Ausstiegszahlen beim Ried-Bahnhof in Percha?

Beim Bahnhof Percha-Kronplatz zeigt sich ganz deutlich, dass es für solche Projekte eine gewisse Anlaufzeit braucht, d. h. man muss den Leuten Zeit zum „Umsteigen“ geben. Jedenfalls ist das Projekt „Ski Pustertal Express“ in der vergangenen Wintersaison erfolgreich durchgestartet, mit mehr als 8.000 Entwertungen pro Monat in Percha und – obwohl erst seit Mitte Dezember 2014 in Betrieb – mit mehr als 4.000 Entwertungen in Vierschach-Helm. Laut Angaben der Sextner Dolomiten AG haben pro Tag durchschnittlich fast 200 Wintersportler die Möglichkeit genutzt, dank der Zuganbindung zwischen beiden Skigebieten zu pendeln. Auch im Ausland hat dieses Mobilitätskonzept für Aufsehen gesorgt.

Der neue Bahnhof in Vierschach tut sich durch einen gefährlichen Straßenübergang hervor. Wann wird dort eine ordentliche Fußgängerüberführung errichtet?

Beim Bau der Zughaltestelle Vierschach wurde die Errichtung einer Fußgängerüberführung bereits fix eingeplant, sie wird zum Teil auch vom Land mitfinanziert. Bau und Fertigstellung liegen jedoch im Kompetenzbereich der Gemeinde.

Interview: Reinhard Weger

 

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 Der Bahnübergang in der Andreas-Hofer-Straße in Bruneck wird vorläufig nicht entschärft.    rewe

 

Zughaltestelle Bruneck Nord - Der Senkrechtstarter

Der neue Bahnhof neben dem Brunecker Krankenhaus wird besser genutzt als selbst eingefleischte Optimisten erwartet haben. Allein im März konnten knapp 21.000 Einstiege registriert werden. Am Hauptbahnhof Bruneck gab es 46.687 Fahrgäste gegenüber knapp 46.000 im Jänner 2013, als es die Haltestelle Bruneck Nord noch nicht gab. Das bedeutet, dass durch die neue Zughaltestelle Bruneck Nord fast 21.000 zusätzliche Fahrgäste pro Monat dazugewonnen werden konnten.

 

 

 

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