Bei der 15. Auflage von „Unternehmen treffen Schule“ waren über 400 Jugendliche aus den Brunecker Oberschulen und dem Sandner Oberschulzentrum mit dabei. Die Zuhörer kamen in den Genuss eines praktischen Unterrichtes der besonderen Art und bekamen einen Crashkurs in punkto Werte.

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Industriellenchef Toni Schenk (Mitte)     rewe

Die Veranstaltung „Unternehmen treffen Schule“ wurde vor 15 Jahren vom damaligen Pustertaler Industriellenchef Pepi Ausserhofer ins Leben gerufen. Mittlerweile werden diese Treffen landesweit veranstaltet. Zur Zufriedenheit aller, wie der PZ von allen Seiten zugetragen wurde. TFO-Direktor Werner Sporer unterstrich die Bedeutung des immer enger werdenden Austausches zwischen Schulen und Unternehmen. Auch Industriellenpräsident Toni Schenk schlug in dieselbe Kerbe und lobte postwendend die „gute Zusammenarbeit mit den Schulen“. Er dankte ganz besonders dem Direktor des Schulsprengels Bruneck 1, Markus Falkensteiner. Wegen der großen Teilnehmerzahl musste das Treffen in die Dreifachturnhalle „Campus“ verlegt werden. „Schnell und unkompliziert“ habe Falkensteiner gehandelt, wie Schenk meinte. Und auch die beiden Schulwarte Toni und Helmuth haben sich mächtig ins Zeug gelegt und die Turnhalle entsprechend hergerichtet. Damit wurde einmal mehr der Beweis erbracht, dass Schule und praktisches Denken durchaus konform gehen können.

 

Kräftig anpacken

Heuer wurde für die Begegnung Unternehmen – Schule das Motto „Wir (U)unternehmen“ gewählt. Nicht ganz zufällig, denn das Anpacken, also das „Etwas-Unternehmen“ zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung. Schenk bezeichnete es als „Kultur des unternehmerischen Denkens“. Denn es macht einen Unterschied, ob man in schwierigen Situationen resigniert oder ob man Probleme anpackt, nach vorne schaut, nach neuen Wegen sucht und sie deshalb auch findet. „Unternehmerisch denken heißt, Vertrauen zu haben, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen“, so Schenk. Wer unternehmerisch denkt, zeigt den Willen zum Handeln und ergreift die Initiative. Er bringt den Mut zum Risiko auf, nimmt Herausforderungen an und versucht Lösungen zu finden.

Das sehen auch die Schüler so. Je eine Schülergruppe des Sprachengymnasiums und des italienischen Oberschulzentrums präsentierten ihre Sicht von den verschiedenen Betriebsbesuchen, die in den vergangenen Monaten organisiert worden waren.  Darüber hinaus gab es Präsentationen von Bewerbungsgesprächen, selbstverständlich in englischer Sprache. Greta Huber und Sophia Stocker von der Klasse 5A der  Wirtschaftsfachoberschule (WFO) Bruneck führten als Moderatorinnen professionell und dreisprachig durch das Programm.

 

Unternehmerische Sicht

Im Rahmen der Veranstaltung bekamen die Schülerinnen und Schüler auch einen Einblick in verschiedene Biographien. So erzählte unter anderem Horst Moser seine persönliche Geschichte und berichtete darüber, wie er nach dem Abschluss der WFO in Bruneck erste berufliche Erfahrungen  als Tennislehrer sammelte, um sich sein Studium zu finanzieren, wie er während seines Studiums in Innsbruck ein Sport-Marketing-Unternehmen gründete und dann die Geschäftsführung des Familienunternehmens „Moser & Co. GmbH“ übernahm. Moser schilderte auch sein Bedürfnis, neben der unternehmerischen Tätigkeit noch etwas anderes zu tun, nämlich zu lesen und zu schreiben. Er ging also immer seinen eigenen Weg und machte folgerichtig den Jugendlichen Mut, dies ebenfalls zu tun. Ganz egal, wie er aussehe, sei es jedoch wichtig, unternehmerisch zu denken und zu handeln.

Auch Markus Steidl berichtete über sein Leben: Er hat die Technologische Fachoberschule in Bruneck absolviert und dann in München schulisch und beruflich Karriere gemacht. Er rückte vor allem das Leistungsprinzip in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Man muss sich gezielt und Schritt für Schritt nach oben arbeiten“, ist er überzeugt. Wobei man auch an den eigenen Aufgaben wachsen könne. Die persönlichen Erfolgsfaktoren sind aus seiner Sicht schnell auf den Punkt gebracht: sich hohe Ziele setzen, flexibel sein (örtlich, gedanklich, zeitlich), Bodenständigkeit, gesunder Menschenverstand, keine Angst vor Herausforderungen haben, Schnelligkeit und Präzision, aber vor allem Leistungsbereitschaft und Selbstreflexion.

 

Werte leben

Einen Gegenpart bot dann der gebürtige Brixner Hubert Egger. Er arbeitet beim Prothetik-Konzern „Otto Bock Healthcare“, wo er weltweiten Ruhm erlangte, indem er eine Armprothese entwickelte, welche sogar durch die Gedanken des Patienten gesteuert werden kann. Dieses faszinierende Forschungsthema treibt Egger nun an der Universität für Angewandte Wissenschaften an der Fachhochschule Oberösterreich in Linz weiter. Seine Ausbildung begann Egger übrigens am Berufsbildungszentrum Bruneck als Betriebselektriker. Danach besuchte er die Gewerbeoberschule und studierte anschließend an der Technischen Universität Wien Elektrotechnik und im allgemeinen Krankenhaus in Wien Medizintechnik. Egger verriet auch, dass er nie mit „besonders guten Noten“ geglänzt habe. Allerdings habe er immer versucht, seine persönlichen Werte zu wahren.  So sei es auch eine bewusste Entscheidung gewesen, sein Wissen im Bereich der Technik und der Medizin dort einzubringen, wo Menschen geholfen werden kann. „Mein Auftrag ist es, Menschen mit fehlenden Gliedmaßen die Lebensqualität durch intelligente Arm- und Beinprothesen zu verbessern“, meinte er. Danke seines guten Netzwerkes sei es ihm gelungen, für seine Projekte regionale und internationale Partner einzubinden. Ganz wichtig sei ihm auch die Einbindung von Studenten, die ein großes Innovationspotenzial mitbringen. Egger verglich den beruflichen Weg eines Menschen mit einem Labyrinth. Denn die Vorstellungen und Visionen können nicht gradlinig umgesetzt werden, sondern „führen durch ein Labyrinth“. Will heißen: Manchmal ist es auch notwendig umzukehren und einen neuen Weg zu suchen. 

Wichtig sei aber, aus allen diesen Erfahrungen zu lernen, um sich das Rüstzeug zuzulegen, die eigenen Ziele zu erreichen. Doch nicht Geld und Macht, sondern Umsicht, Bedacht und solide Werte seien für die persönliche Realisierung wichtig. Mit der Melodie ‚I have a dream‘ von ABBA aus seiner eigenen Teenager-Zeit machte Egger dann deutlich, wie wichtig Träume als emotionale Motoren sind. Um die eigenen Ziele zu erreichen. Damit schloss sich wieder der Kreis und die Veranstaltung fand einen würdigen Schlusspunkt.

  

Infobox

Der Südtiroler Unternehmerverband wurde im Jahr 1945 gegründet. Ihm gehören industriell organisierte Unternehmen aller Sektoren und aller Größenordnungen in ganz Südtirol an. Derzeit umfasst der Verband rund 470 Betriebe. Das ist gerade mal ein Prozent der Gesamtanzahl der Betriebe, die aber insgesamt 33.000 Menschen beschäftigen. Diese Unternehmen haben im Jahr 2013 einen Mehrwert von 2,9 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das entspricht 17,2 Prozent der gesamten Südtiroler Wertschöpfung. Die Industriebetriebe erwirtschafteten im Vorjahr auch den Hauptteil des Südtiroler Außenhandels, indem sie rund 72 Prozent aller Südtiroler Exporte stellten.               

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