Klothilde Oberarzbacher hat sich als „Töldra Mundartdichterin“ einen Namen gemacht. Sie weist mit viel Humor und spitzem Mundwerk auf Dinge hin, die oft in Vergessenheit geraten sind. Dabei bedient sie sich des „Töldra“ Dialektes, dessen liebe Eigenarten und Windungen es ihr besonders angetan haben. Beim Kabarettwettbewerb „So lacht Südtirol“ hat sie sogar den ersten Preis gewonnen. Ihre zweite große Liebe gehört dem Theater. Seit fast 55 Jahren steht sie schon auf der Bühne. 

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Bei der Lesung „Va oll awi“ im Aggregat in Steinhaus      Aggregat    

„Teldra“ oder „Töldra“ Mundart und Klothilde Oberarzbacher gehören untrennbar zusammen. Im Aggregat in der alten Volksschule in Steinhaus fand kürzlich eine Lesung der besonderen Art statt. „Va oll awi“ lautete das Motto dieses Abends, bei dem sich alles um den sympathischen Dialekt des Ahrntales drehte. Die Mundartdichterin trug dem Publikum Geschichten und Gedichte, Verse und Wortspiele sowie Lebensweisheiten - geschickt in Reime verpackt - vor. Wörter, die man zwar kennt, deren Gebrauch aber nicht mehr üblich ist, hat Klothilde wieder zum Leben erweckt. Auch der erhobene Zeigefinger in Bezug auf den Umgang mit der schönen Sprache des Ahrntales fehlte nicht. Eindringlich appellierte sie an die Einheimischen, doch das schöne „Pfieti“ dem abgedroschenen „Tschüss“ als Gruß vorzuziehen.

Klothilde Oberarzbacher, eine gebürtige Steinhauserin, wird oft zu Lesungen auch außerhalb des Ahrntales eingeladen, da der melodische Ahrntaler Dialekt dort gern gehört wird. Ob immer alles verstanden wird, darf allerdings bezweifelt werden. Nichtsdestotrotz sind ihre Vorträge immer ein Publikumsmagnet. Erfolg hatte sie auch mit ihrem Buch „Und dohinto do Dreiheanga“, einer Sammlung von  heiteren und besinnlichen Geschichten und Gedichten in der Ahrntaler Mundart und teilweise auch in der Hochsprache. Und beim Kabarettwettbewerb „So lacht Südtirol“, veranstaltet vom Kolpingverein und Südtiroler Theaterverband, hat Klothilde sogar den ersten Preis gewonnen!

Ihre Leidenschaft gehört jedoch nicht nur der Pflege des Teldra Dialektes, sondern auch dem Theater. Seit 1961 steht sie bereits auf der Bühne, seit 2000 ist sie Spielleiterin der Heimatbühne Steinhaus. Sie ist eine Meisterin der Improvisation und mit weiblicher List und Beharrlichkeit erreicht sie immer das, was sie will. Legendär ist ihr Anruf bei der Radiosendung „Gesucht und gefunden“, wo sie einen Beichtstuhl für das Theater in Steinhaus suchte. Deren drei wurden ihr angeboten!

Seit fast  einem Jahrzehnt gehört sie auch zum Ensemble des Stadttheaters  Bruneck. Dort war sie als Erzengel Michael im „Brandner Kasper“ und als Ehegattin in „Herzliche Grüße aus Grado“ zu sehen, viel gelobt wurde sie auch für ihre Rolle im „Weißen Rössl“, wo sie ohne Worte das Publikum zu Heiterkeitsausbrüchen brachte. Wir haben mit Klothilde Oberarzbacher folgendes Gespräch geführt.

 

PZ: Klothilde, wie bist du zum Schreiben und Dichten gekommen?

Klothilde Oberarzbacher: Schon in der Volksschule haben mich das Schreiben und Dichten fasziniert. In jener Zeit habe ich Gebete geschrieben, in ein schwarzes Buch mit rotem Rand. Allerdings habe ich diese bis heute noch niemandem vorgelesen. Aber vielleicht kommt der richtige Zeitpunkt dazu noch…. Später habe ich oft Gedichte für Hochzeiten und Jubiläen verfasst und so wurde das Schreiben allmählich zu meinem Hobby.

 

Woher nimmst du die Ideen?

Ich schreibe nichts Weltbewegendes, nur über alltägliche Dinge und Begebenheiten, die jeder von uns kennt. Beim Schreiben und Vorlesen von Gedichten und Geschichten wird mir bewusst, wie wenig es braucht, um jemandem viel Freude zu machen, einem gar zu ernsten Gesicht ein frohes Lächeln zu entlocken oder zum Denken anzuregen.

 

Was bedeutet das Theater für dich?

Das Theaterspielen gefällt mir, weil man auf der Bühne verschiedene Charaktere darstellen, viele Geschichten erzählen und auch Gemeinschaft erleben und leben kann. Ich bin auch viel im ganzen Land unterwegs und hole mir dort Ideen und Inspirationen für unsere Aufführungen. Aber meistens habe ich schon lange vorher genau im Kopf, welches Theaterstück wir spielen  und vor allem wie!

 

Dein Mann kommt aus dem Passeiertal. Versteht er immer, was du sagst?

Am Anfang unserer Ehe hat es manchmal sprachliche Missverständnisse gegeben, z.B. als ich ihn gebeten habe, den Nachttisch hochzuheben. „Heb‘s Nochtkaschtl affie!“ hat er nicht verstanden. Aber mittlerweile verstehen wir uns gut, oft auch ohne Worte.

 

Hast du immer genug Stoff für deine Gedichte?

Es gibt so viele Themen, worüber man einen Reim verfassen kann: 

„….ibos Waschn, ibos Putzn, ibos Köchn und ibos Begl.

Ibo die Kotzn, ibo die Hunde und ibo die Kanarienvegl.

Ibo tit die Tie au und ibo tit die Tie züi…

Zi schreibm gabs olbm ginüi!“

 

Interview: Monika Gruber

 

Sympathischer Dialekt 

Dass der Teldra Dialekt im Land Südtirol als sympathisch und angenehm empfunden wird, ist auch ein Verdienst der Mundartdichterin Klothilde Oberarzbacher. Eine Kostprobe aus ihrem Buch:

 

A Wöppehottl… (Spinnwebe)

…ischt a sella zouschts Ding,

fo dèi hatt man eingndlich awi an kliègan Nom gimegg finn,

weil dinna aswie Seide sann die Fadn gschpunn -

und wiè se la schimmon in do Mörgantsunn!

Und die Tautrepflan wos drinne hong asö fei -,

man mecht direkt moan: dos mièßn jò Perlen sei!

Wieviel Kunscht und Orbat ischt dou dobei…

…schiè wà’s, wenn’s donna net là a Wöppehottl missat sei!

                     

 

 

 

 

 

 

 

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