Destinationsentwicklung und –vermarktung im Jahr 2020 – ein heißes Eisen. Darüber wurde am 23. März auch beim voll besetzten TMC-Club eifrig diskutiert. Fazit: Die Tourismusorganisationen können nicht mehr „alles für alle“ machen, sondern müssen sich spezialisieren. Sonst gehen sie baden. 

 

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Prof. Dr. Oswin Maurer (Freie Universität Bozen), Dr. Hugo Götsch (Freie Universität Bozen), Prof. Thomas Bausch (Hochschule für angewandte Wissenschaften München), Daniele Sorrento (TMC) und Elena Guarino       TMC

Die dritte TMC-Veranstaltung im Raiffeisen-Forum in Bruneck hatte es in sich. Das zeigte sich schon allein am voll besetzten Saal. Das Thema brannte offenbar unter den Nägeln. Gespannt lauschten die Anwesenden den Ausführungen von Thomas Bausch, Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München. 

Er stellte ganz provokant die Frage, welche Rolle die Tourismusorganisationen und –destinationen künftig haben werden. „Womit müssen sie sich in näherer Zukunft auseinandersetzen, um überhaupt überleben zu können?“, stellte er gleich zu Beginn eine rhetorische Frage. Die Antwort liegt auf der Hand: Wichtig ist, das „Einzigartige einer Destination erlebbar, spürbar und teilbar“ zu machen. Doch wie? Angesetzt werden müsse bei den entscheidenden Treibern des Tourismus. Diese seien in den Bereichen Gesellschaft, Technik, Politik, Ökonomie und Ökologie angesiedelt und für die zukünftige Entwicklung einer Destination von enormer Bedeutung.

 

Strategische Partnerschaften

Professor Bausch räumte dann auch mit der vielfach festgefahrenen Meinung auf, dass Tourismusorganisationen grundsätzlich „alles für alle“ machen müssen. Das ist immer noch ein großes Problem. Die örtlichen Tourismusvereine werden für viele Maßnahmen „zweckgebunden“. Wenn es irgendwo etwas zu organisieren gilt, dann wird das einfach dem Tourismusverein übertragen. Mit entsprechenden Auswirkungen. Laut Bausch muss eine derartige Organisation in Zukunft aber „eine Plattform sein, welche sich in ihren Aktivitäten auf den Marken-Kern der Destination beschränkt, darauf strategische Partnerschaften aufbaut, sektorenübergreifende Innovation wagt und in Zusammenarbeit mit anderen touristischen Leistungsträgern neue Produkte schafft, die Erlebnisse und Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen“, wie das TMC-Presseteam zusammengetragen hat. 

 

Nicht auf jeden hören

Es gehe aber nicht an, jedem alles Recht machen zu wollen. Anbieter und Nachfrager gleichermaßen befriedigen zu wollen und darüber hinaus noch viele Sonderaufgaben zu übernehmen. „Das wird in Zukunft kaum mehr möglich sein“, wurde der Professor deutlich. Vielmehr müssten einige „wenige, ausgewählte Produkte für klar definierte Zielgruppen“ bedient werden. Es gehe auch nicht, alles zeigen zu wollen. Klar ausgewählte Erlebnisbereiche sollen in wenigen Sprachen präsentiert werden. Mehr Klasse als Masse. Dafür sollen entsprechende Informationen für die Anbieter in ausreichendem Maße bereitgestellt werden. 

 

Klare Abgrenzung

Damit hat der Professor schon einige Problemfelder aufgezeigt, wo sich die Katze in den Schwanz beißt. „Die wichtigste Rahmenbedingung für eine zukünftig erfolgreiche Entwicklung von Destinationsmanagementorganisationen ist eine klare Abgrenzung ihrer Aufgaben und Tätigkeiten von der Politik“, so Bausch. Die Tourismusvereine und –verbände müssen auch selbstständig arbeiten und unabhängig entscheiden können, sich selbst finanzieren und möglichst politikfrei sein. Da braucht es in unserem Land noch einiges an Engagement um Umdenken – auf allen Ebenen. Die Politik soll sich laut Bausch auf „Entscheidungen im Bereich der Investitionen in die Mobilität und Infrastrukturentwicklung“ beschränken. Alles andere soll bei den direkten Akteuren verbleiben. Das gilt ganz besonders für den Marketingbereich. Das ist ein sehr sensibler Bereich, wo noch immer viel zu viele Personen Einfluss zu nehmen versuchen. „Die Organisatoren brauchen aber freie Hand“, brachte es Bausch auf den Punkt. So mancher im Saal schluckte bei diesen Worten hart.    

Thomas Bausch beendete die Veranstaltung übrigens mit folgendem Zitat: „Heute ist der erste Tag des Rests Ihres Lebens, machen Sie etwas daraus“. Dieser Satz regt zum Nachdenken an. Auch über die Zukunft der Tourismusvereine und –verbände.

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