Spannend ist es allemal, wenn jemand von außen den Blick auf ein Dorf wirft. Olang hat sich diesen Luxus geleistet. Der Bildungsausschuss schrieb 2012 zu seinem 25-jährigen Bestehen einen Wettbewerb für eine Stelle als Dorfschreiber/in aus. Gewonnen hat ihn die aus Ostdeutschland stammende Birgit Herkula. Am 12. Juni hat sie ihre Eindrücke präsentiert.

Die Olanger Dorfschreiberin Birgit Herkula bei der Präsentation ihres Buchs im Kongresshaus in Olang (Foto: hpl)

Der Titel des Buchs „Lang, oh lang, mein Olang. Blicke von draußen auf ein Dorf in Südtirol” ist keineswegs ironisch gemeint – oder vielleicht doch ein wenig, denn Birgit Herkula befasst sich darin unter anderem mit den Herausforderungen steiler Dorfstraßen, der Eigenartigkeit gerader und ungerader Pilz-Sammeltage und der deutschesten (weil genauesten) aller Mülltrennungen. Die Autorin aus Magdeburg zählt vieles auf, was ihr in unserem Land der Berge fremd und seltsam vorkommt. Die Autorin hat auch viel Tolles gefunden, so die Musikkapellen „mit ihrer richtig guten Musik”, die Tatsache, dass für die Jugend sehr viel getan wird und dass die Menschen sehr gesund sind (oder zumindest diesen Eindruck erwecken) und  das Wort Stress kaum zu kennen scheinen. Aufgefallen ist ihr auch, dass die Menschen hier „sehr harmoniesüchtig” sind, weniger gut findet sie die „Sticheleien gegen die Italiener” und dass die Volksgruppen in Südtirol eher neben- als miteinander leben. Außerdem sieht Herkula Parallelen zwischen der Geschichte Südtirols und der Geschichte der DDR: „Während die Südtiroler ihre Identität trotz Faschismus und Nationalsozialismus bewahren konnten, ist das den Bürgern der ehemaligen DDR nach dem Zusammenschluss mit der BRD nicht gelungen.” Nicht so toll findet die Autorin die Tatsache, dass vom Südtiroler Strom vor allem die „Strom-Mafia”, nicht aber das Volk profitiert. Und auch der bekannteste Südtiroler kommt in den Aufzeichnungen der Magdeburger Autorin vor: Als Herkula den Ex-Extrembergsteiger und nunmehrigen Multiunternehmer Reinhold Messner auf dem Kronplatz traf und ihn ansprechen wollte, ließ dieser sie ziemlich unfreundlich stehen. Dafür wurde die Autorin von der Schönheit der Dolomiten „schlicht erschlagen”. Ihre Beobachtungen hat Herkula meist in Form kurzer Tagebucheintragungen verfasst, aber auch als Dialoge – etwa als amüsantes Interview mit der Dialektautorin und Übersetzerin Birgit Mutschlechner.     

hpl

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