Die Raiffeisengalerie Bruneck zeigt bis Jahresende eine Retrospektive des akademischen Malers und Grafikers Siegfried Pörnbacher aus Olang, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre.

Der Maler und Grafiker Siegfried Pörnbacher (1914-2006) aus Olang.

Siegfried Pörnbacher wurde am 1914 in Olang geboren. Er stammte vom Gasthof Pörnbacher am Olanger Bahnhof und sollte als Erstgeborener den elterlichen Betrieb übernehmen. Aber er hatte andere Ziele: Bereits mit neun Jahren begann er, intensiv zu zeichnen und zu malen und erlernte als Jugendlicher bei der Firma Valazza in Brixen die Dekorationsmalerei. Nach dem frühen Tod des Vaters wechselte er ins Hotelfach und arbeitete bis zur Einberufung in den Kriegsdienst in der Gastronomie. 1943 wurde er schwer verwundet und verbrachte elf Monate im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, wo er wieder zu zeichnen anfing. Von 1947 bis 1949 lebte er in Meran, wo er Schüler Peter Fellins war. Dann kehrte er nach Wien zurück, um die Technik der Freskomalerei zu erlernen. Der Maler Otto Götzinger erkannte sein Talent und sorgte für seine Aufnahme an der staatlichen graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, wo er seine Ausbildung 1953 abschloss. Von 1954 bis 1960 arbeitete er als freischaffender Künstler, anschießend unterrichtete er bis 1970 an der Mittelschule Bruneck und am klassischen Lyzeum Kunsterziehung und Kunstgeschichte. Ab 1970 war er wieder freischaffend tätig;  2006 starb er in Bruneck.

 

Verspätete Wiedergutmachung

Wie groß die Wertschätzung für den Maler in der Olanger Bevölkerung bereits zu seinen Lebzeiten war, sieht man an den vielen privaten und öffentlichen Gebäuden, an denen seine Fresken und Sgraffiti zu finden sind; die Heimatpflegerin Claudia Plaikner hat diese in einer Broschüre umfassend dokumentiert. Zudem hat Pörnbacher beim Baumgartner Stöckl die Hinrichtung von Peter Sigmayr gemalt, an der Volksschule von Niederolang eine Kinderszene, an der Grundschule Geiselsberg die Sage vom Arndtwirt und im Niederolanger Friedhof Maria mit Jesus. Die Gemeindeverwaltung von Olang hat sich bald nach dem Tod des Künstlers sehr darum bemüht, für das Büro des Bürgermeisters im neuen Rathaus das Bild „Bauernarbeit“ anzukaufen. Es ist dies ein Entwurf für das große Fresko, das Pörnbacher 1954 für den großen Kommissionssaal des Südtiroler Landtags geschaffen hat. Einige seiner Werke befinden sich in renommierten Sammlungen und Museen. Insgesamt ist Siegfried Pörnbacher aber einer jener durchaus talentierten Südtiroler Künstler, die in ihrer Heimat nicht allzu ernst genommen wurden und relativ wenig (finanziellen) Erfolg hatten. Die umfangreiche Ausstellung in der Raiffeisengalerie Bruneck mag da – nach einer großen Ausstellung im Sommer in Olang – als eine Art verspätete Wiedergutmachung gelten. In Bruneck ist ein guter Querschnitt durch seine diversen Phasen seines Schaffens zu sehen, die von den frühen Bleistiftporträts und Studien aus dem bäuerlichen Milieu über seine Zirkusbilder und Landschaftsmalereien im In- und Ausland bis zu seinen späten großformatigen Ölbildern reicht. Die Werke zeugen durchwegs vom großen Talent des Malers und Grafikers, der sein Handwerk noch von der Pike auf gelernt hat. Seine Vorliebe galt der Fresko-, Öl-, Tempera- und Aquarellmalerei. Typisch für ihn sind sein lockerer Duktus und sein pastoser Pinselstrich, der mit weniger Strichen das Wesentliche auf den Punkt bringt. Die Ausstellung in der Raiffeisengalerie ist bis zum 30. Dezember zu sehen.         

hpl

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