Gabi Künig hat den Beruf der Köchin erlernt und leitet heute das HGV-Bezirksbüro in Bruneck. Das Kochen ist zwar immer noch ihre Leidenschaft, doch inzwischen führt sie ein Büro mit 20 Mitarbeitern und steht Hoteliers und Gastwirten des Pustertales mit kompetenter Beratung zur Seite. Im Ahrntal und darüber hinaus kennen sie viele aus ihrer Zeit in der Gemeindepolitik. 15 Jahre lang war sie als Vertreterin der Ahrntaler Bürgerliste aktiv, zehn Jahre davon als Vize-Bürgermeisterin. Wir haben sie zu Hause besucht.

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Gabi Künig aus Weißenbach      mg

PZ: Frau Künig, wie sind Sie eigentlich zur Politik gekommen?

Gabi Künig: Ich habe mich früher nur am Rande für das politische Geschehen interessiert. Die politische Arbeit von Hubert Rieder und die politische Ausrichtung der Bürgerliste haben jedoch mein Interesse geweckt, und so habe ich mich 1995 entschieden, bei den Gemeinderatswahlen zu kandidieren. Die ersten fünf Jahre als Gemeinderätin habe ich genutzt, um mich einzuarbeiten. Mit der Ernennung zur Vize-Bürgermeisterin habe ich nicht gerechnet, doch ich war bereit, Verantwortung zu übernehmen und mich für die Belange der Bürger einzusetzen.

 

Wo lagen die Schwerpunkte Ihrer politischen Arbeit?

Mir ist es immer um die Menschen gegangen. Die politische Arbeit war eine Möglichkeit, um mich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger meines Heimatdorfes und des Ahrntales einzusetzen. Ich habe mir gern Zeit für das persönliche Gespräch genommen. Politiker reden gern viel, doch ich bin der Meinung, dass ein guter Politiker zuhören und die Menschen verstehen können muss.

Daneben war mir immer auch die Weiterentwicklung der strukturschwachen Dörfer des Tales ein Anliegen. Im Rahmen des EU-Förderprogramms „Leader“ haben wir während meiner Amtszeit viel bewegen können. Ich denke da z. B. an die Dorfplatzgestaltung, den Bau des Pavillons oder die Errichtung der Gesundheitswege in Weißenbach. Solche Projekte gelingen allerdings nur dann, wenn die Bürger aktiv mitmachen. Gerade die Weißenbacher haben gezeigt, was möglich ist, wenn ein Dorf zusammenhält und sich alle gemeinsam engagieren.

 

Hat Ihnen die Bevölkerung von Weißenbach Ihren Einsatz gedankt?

Ich glaube, in der Politik darf man sich nicht unbedingt Dank oder Anerkennung erwarten. Ich war immer zufrieden, wenn ich Bürgern helfen konnte oder wenn ein Vorhaben gelungen ist. Das politische Geschäft ist hart, und da lässt auch die Kritik nicht auf sich warten, vor allem wenn man einer politischen Gruppierung angehört und nicht der großen Sammelpartei. Dennoch habe ich während meiner Amtszeit, aber auch danach viel Wertschätzung und Zuspruch erfahren.

 

Wie steht es Ihrer Ansicht nach um die Frauen in der Politik?

Ich muss sagen, dass ich nie Schwierigkeiten hatte, angenommen oder in meiner Arbeit respektiert zu werden. Im Gegenteil: Ich habe in der Gemeinde immer viel Unterstützung bekommen, auch von den Männern. Die Frauenquote ist sicher wichtig, ich bin jedoch der Ansicht, dass wir Frauen selbstbewusster auftreten und nicht  so bescheiden sein sollten. Frauen müssen oft dazu überredet werden, sich politisch zu engagieren. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir das gleich gut können wie die Männer.

 

Warum sind Sie aus der Politik ausgestiegen? Schließlich wurden sie  2010 sogar als Bürgermeisterkandidatin gehandelt…

Ja, ich habe damals tatsächlich mit einer Kandidatur für das Bürgermeisteramt geliebäugelt. Allerdings waren die Jahre vorher sehr intensiv und zum Teil auch kräfteraubend. Der Gegenwind aus Bozen war zu diesem Zeitpunkt stärker zu spüren als vorher. Mir hätten ein harter Wahlkampf und, im Falle einer erfolgreichen Wahl, intensive Jahre an der Spitze der Gemeinde bevorgestanden. Ich habe mich gefragt, ob ich das wirklich will und ob meine Kräfte dafür ausreichen. Ich habe es mir nicht leicht gemacht, aber mich dann schlussendlich gegen eine Kandidatur entschieden.

 

Wie haben Sie sich nach dem Rückzug aus der Politik gefühlt?

Ich gebe es offen zu: Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich an mein neues Leben ohne Politik zu gewöhnen. Bereut habe ich aber weder den Ausstieg 2010 noch die 15 Jahre vorher. Es war eine gute Zeit, in der ich wertvolle Erfahrungen gesammelt und viele Menschen kennengelernt habe. Mit vielen von ihnen stehe ich heute noch in Kontakt. Das empfinde ich als große Bereicherung.

 

Heuer sind nach einer fünfjährigen Pause erstmals wieder Vertreter der Bürgerliste bei den Wahlen im Ahrntal angetreten. Warum haben Sie sich nicht mehr zur Verfügung gestellt?

Ich leite seit fünf Jahren das HGV-Büro in Bruneck. Das ist ein Vollzeitjob, der meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Beides - Politik und Beruf - wäre sich zeitlich nicht ausgegangen. Wenn ich etwas mache, dann richtig, und ich weiß, was es heißt, politisch tätig zu sein. Ich verfolge das politische Geschehen im Tal aber nach wie vor sehr aufmerksam, und auch sonst gehen mir die Projekte nicht aus. Derzeit unterstütze ich die Realisierung des Skiliftes in Weißenbach. Inzwischen steht die Finanzierung, und ich freue mich sehr, dass uns damit eine weitere Aufwertung meines Heimatdorfes gelingt.

 

Interview: Monika Gruber

 

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